Emotionsregulation ist unsere Fähigkeit, die Emotionen, die wir in einem bestimmten Moment empfinden, zu erkennen, dann zu steuern und so eine passende Antwort darauf zu finden. Der Begriff bezieht sich auf affektive Zustände, die von relativ kurzer Dauer sind, aber auf eindeutige Auslöser zurückgeführt werden können. Stimmungsregulation hingegen würde sich auf länger andauernde affektive Zustände beziehen, die nicht unbedingt einen Auslöser haben.
Mit Emotionsregulation sind dann Prozesse gemeint, mit denen Menschen versuchen, diese Emotionen in eine bestimmte Richtung zu lenken. Dabei kann es darum gehen, die Art, oder aber auch die Intensität der Emotionen zu regulieren. Man stelle sich vor, während eines wichtigen Telefonats mit zwei balgenden Kleinkindern zurechtzukommen, die sich lautstark darüber streiten, wer wen zuerst gehauen hat, oder Ängsten und Unsicherheiten zu spüren, während man in einem Meeting präsentieren muss und dabei einem einschüchternden Kollegen gegenübersitzt. Das Leben konfrontiert uns eben ständig mit Situationen, die eine emotionale Reaktion hervorrufen.
Ist das nicht das Leben? Braucht man Emotionsregulation überhaupt?
Das stimmt – das ist das Leben. Man muss es sich aber nicht unbedingt schwerer machen als nötig. Die meiste Zeit über bewältigen wir diese Situationen, ohne wirklich darüber nachzudenken. Diese Situationen sind dann meist nicht das Problem – es sei denn, sie sind ein Problem für andere. Aber sind wir ehrlich – wir kennen alle Situationen, in denen wir gerne anders gehandelt hätten und nachher bereuen, dass wir dieses oder jenes gemacht haben. Es sind genau jene, welche wir bemerken, welche uns stören, welche uns nachhängen, wo wir in der Beratung ansetzten würden. Bei Emotionen, die positiv besetzt sind oder mit denen wir gut umgehen können – sprich die uns keine Probleme bereiten – ist auch keine Emotionsregulation nötig. Diese wenden wir in Regel nur dort an, wo die Emotion uns daran hindert, gemäß unserer Persönlichkeit oder unserer Strategien zu handeln. Auch starke Emotionen, können für uns völlig unproblematisch sein, wenn sie zur Situation gut passen und zu einem in unserer Sicht adäquaten Verhalten führen. In der Regel wollen wir Emotionen regulieren, wenn sie überschiessend sind, zur Situation nicht gut passen oder unser Verhalten in einer Weise beeinflussen, die uns stört. Diese überschiessenden oder unpassenden Emotionen haben in der Regel einen biografischen Hintergrund. Diesen zu kennen und zu verstehen ist Teil der Arbeit mit mir.